Der folgende Beitrag ist in der aktuellen Ausgabe der KAPUzine erschienen. KAPUzine, fragt ihr, wurde das nicht im vergangenen Herbst aus finanziellen Gründen eingestellt? Ja, wurde es, die Linzer KAPU musste einen rigiden Sparkurs einlegen um sich über Wasser zu halten. Mit Müh und Not wurde nun aber eine neue Ausgabe finanziert, und sogar ein sehr freshes Redesign vorgenommen. Ein Magazin, das ich allen an Alternativkultur interessierten Menschen ans Herz lege.
Genug geschwaffelt, hier mein Beitrag zur Lightkultur Kampagne der KAPU:
Wer Politik als Steuerung der gesellschaftlichen Entwicklung versteht, der muss sich beim beobachten der Linzer Kulturpolitik Sorgen machen: Kultur als Tourismusbringer, Kreativität als Wirtschaftsmotor und die Kunst als notwendiges Übel oder Nebenprodukt. Statt Raum zum Experiment Raum für Großraumdiskos, statt kritischem Diskurs Kuschel-“Journalismus“ in Hochglanzmagazinen, statt kultureller Vielfalt Massenevents mit den ewig gleichen Konzepten und Visagen auf den Bühnen. Und die freie Szene, ein Sammelbecken und Identitätsbegriff für jene Menschen, welche sich am offensivsten und kritischsten mit künstlerischen Mitteln mit drängenden gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen, steht immer stärker unter Druck.
Sonntags, ja Sonntags wird er immer betont, der Wert der Kultur, auch jener der freien, doch die heeren Worte sind schnell vergessen, wenn es um handfeste Unterstützung und Förderzusagen geht. Seit Jahren wird die freie Szene finanziell ausgehungert und aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Immer mehr Initiativen müssen sich einen immer kleineren Kuchen teilen. Während das kleinere Salzburg ihre freie Szene mit mehr als vier Millionen Euro unterstützt, müssen die LinzerInnen mit 1,2 Millionen Euro auskommen. Ich pack schon mal die Koffer, wer zieht mit?
Wie sieht also die Zukunft der Linzer Kulturszene aus? Die Lightkultur-Kampagne der KAPU zeichnet ein düsteres Bild: Bühnen ohne Strom stehen verloren zwischen den grell-leuchtenden Fassaden der Konsumtempel, die Botschaften der KünstlerInnen gehen im hektischen Treiben unter und bleiben unerhört und unerkannt. Kein Raum mehr für Reflektion, kein Raum mehr für Kritik, kein Raum mehr für Experimente, nur noch Raum für Jubel, Trubel, Heiterkeit, Konsum und Saufen, Stumpfsinn und geistiger Ödnis.
Und das in einer Zeit, in der sich unsere Gesellschaft unter dem Druck des immer wilder um sich schlagenden Kapitalismus mehr und mehr entfremdet und damit die Menschen in die Hände von Ratenfängern vom Schlage eines HC Straches oder eines Detlef Wimmers treibt. Wer als PolitikerIn tatenlos zusieht, wie die kritischen Kräfte unserer Gesellschaft in immer existenzbedrohlichere Positionen gedrängt werden, der braucht sich nicht wundern, wenn bald auch in Österreich die Schaufenster eingeschlagen werden. Wer das verhindern möchte, der muss einstehen für mehr Demokratie, für mehr Bildung, für mehr Vielfalt. Der muss in die Zivilgesellschaft investieren und damit auch in die freie Kultur.
Linz braucht nicht eine KAPU, sondern zehn! Linz braucht nicht hundert Kulturinitiativen, sondern tausend! Linz braucht keine Lightkultur, sondern ein starkes Bekenntnis der Lokalpolitik zu ihrer freien Kulturszene. Und da Budgets bekanntlich in Zahlen gegossene Politik sind, heißt das am Ende immer wieder: Her mit dem Zaster!