Dieses Interview ist erstmals in der KUPFzeitung #179/2021 erschienen.
OÖVP-Kultursprecherin Elisabeth Manhal im Gespräch mit Thomas Diesenreiter.
Thomas Diesenreiter: Seit November 2020 hat Oberösterreich ein neues Kulturleitbild. Dieses berührt auf knapp 20 Seiten viele Themen nur sehr allgemein. Wo will die ÖVP nach der Wahl Prioritäten setzen?
Elisabeth Manhal: Es ist schwer, ein Thema herauszupicken. Zentral wird die Vernetzung sein: Wir haben viele Kulturinitiativen, Kultureinrichtungen, Kulturtätige in allen Teilen des Landes. Das ist, was das Kulturland Oberösterreich so stark macht. Diese in einen Austausch zu bringen, um mehr für alle Beteiligten zu erreichen, ist ein zentraler Ansatz, den wir weiter verfolgen werden.
Im Kulturleitbild ist oft von der Internationalisierung der Kulturszene die Rede. Wie wollen Sie diese erreichen?
Internationalisierung ist eine große Chance für die Kultur, ein höheres Maß an Bekanntheit zu erreichen. Ich glaube, dass die Digitalisierung in diesem Zusammenhang eine sehr große Rolle spielen wird. Wir haben in der Pandemie erlebt, dass die Kultur in diesem Bereich schnell tätig geworden ist.
Internationalisierung und Digitalisierung kosten viel Geld. Teilen Sie die Ansicht, dass im Kulturleitbild zwar hohe Ansprüche formuliert werden, es aber mit der Bereitschaft, darin zu investieren, noch hapert?
Das würde ich so nicht teilen. Ein Leitbild muss hohe Ziele beinhalten, nur dann kann man etwas erreichen. Wie der Weg dorthin aussieht, müssen wir in den nächsten Jahren gemeinsam erarbeiten. Ja, das wird auch Geld kosten und man wird abwägen müssen, wo man wie viel einsetzt.
95 % des Kulturbudgets geht nicht an private Vereine, sondern in die landeseigenen Einrichtungen. Das überrascht gerade bei der ÖVP, die ja sagt, es sei Aufgabe der Privaten, zu wirtschaften. Warum ist das im Kulturbereich anders?
Die Institutionen spielen in unserem Land eine wichtige Rolle – dasselbe gilt für das Ehrenamt und die Freie Szene. Es bringt die Kultur nicht weiter, wenn man diese Bereiche gegeneinander ausspielt, weil sie sich auch nicht trennen lassen. Ich nenne beispielsweise die Musikschulen, eine Bildungseinrichtung des Landes, in denen aber auch viele Menschen, die sich in der Freien Szene bewegen, ihr Wissen weitergeben können. Da sieht man, wie vernetzt und verschränkt alles ist. Wir müssen versuchen, Kultur im Sinne eines Miteinanders zu leben.
Aber wird nicht seitens der Politik gegeneinander ausgespielt, wenn man den einen sehr viel Geld gibt und den anderen sehr wenig?
Das sehe ich nicht so. Die Personalkosten machen bei den Institutionen einen hohen Anteil aus und die steigen einfach jährlich.
Auch in den Kulturvereinen gibt es Angestellte. Wäre es nicht Zeit, auch hier die Budgets anzupassen?
Die Kulturbudgets werden regelmäßig angeschaut. Aber nicht nur die Kultur will mehr Geld, auch der Sport, der Sozialbereich, der Gesundheitsbereich, der Verkehr. Die politische Entscheidung ist, wie man das Geld bestmöglich einsetzt. Ich glaube, die Gespräche, insbesondere mit der KUPF OÖ, laufen hier sehr produktiv. Man hat in der Pandemie gemeinsam die verschiedensten Instrumente ausgearbeitet und es gibt einen partnerschaftlichen Ansatz, in dem die Kulturdirektion nicht die Gegnerin ist und die Kulturtätigen nicht die Bittsteller*innen sind.
Das Projekt „Die Quote“ des Vereins FIFTITU% hat festgestellt, dass Frauen in Führungspositionen der Landeskultureinrichtungen klar unterrepräsentiert sind. Sehen Sie hier Handlungsbedarf?
Bei mir als Frau laufen Sie offene Türen ein. Natürlich müssen wir schauen, dass Frauen in Führungspositionen kommen. Das passiert aber aus meiner Sicht nicht über die Quote, sondern indem man Frauen animiert, auch den Mut zu haben, indem man Frauen begleitet, fördert, unterstützt. Mit der Landeskulturdirektorin haben wir eine steile Vorlage.