NPO Fonds: Wer bisher wie viel Geld erhalten hat

Dieser Text ist erstmals in der KUPFzeitung #179/2021 erschienen.

Der NPO Fonds wurde im Mai 2020 von der Bundesregierung ins Leben gerufen, um die finanziellen Auswirkungen der Coronapandemie auf den Sektor der nicht-gewinnorientierten Betriebe zu reduzieren. Diese umfassen in der Definition des Fonds alle gemeinnützigen und mildtätigen Einrichtungen, konkret also beispielsweise Kulturvereine, Sozialbetriebe, nicht-staatliche Bildungseinrichtungen, die Kirche oder die Feuerwehren.

Anfangs mit 700 Mio € dotiert, wurde er nach dem zweiten Lockdown im November 2020 wie andere Hilfsinstrumente auf 1 Milliarde € aufgestockt. Die KUPF OÖ hat sich die Zahlen besorgt, welcher Sektor und welches Bundesland bisher wie viel Geld aus dem Fonds abrufen konnte. Der erste im Juni veröffentlichte Beitrag umfasste dabei alle Anträge bis 31.5.21, nun haben wir den Beitrag mit Zahlen bis zum 31.7.21 aktualisiert.

Eckdaten

Die uns vorliegenden Zahlen umfassen alle drei Phasen des NPO Fonds, also Hilfszahlungen beider Antragsphasen 2020 (Q2+Q3 sowie Q4) und ersten Anträgen für das erste Halbjahr 2021.

Die wichtigsten Eckdaten im Überblick:

Bisher zugesagtes Fördervolumen512 Mio €
Bisher ausbezahltes Fördervolumen475 Mio €
Anzahl der bisherigen zugesagten Anträge33.853
Anzahl der bisherigen AntragstellerInnen22.024
Durchschnittliche Zusage pro AntragstellerIn€ 23.229

Die Zahlen geben den Stand mit Stichtag 31.7.2021 wieder. Wichtig ist, dass zwar ein Großteil, aber noch nicht alle bisher eingereichten Förderanträge abgearbeitet sind, auch ist derzeit auch noch die Antragsmöglichkeit für die Phase 3 für das erste Halbjahr 2021 gegeben.

Wie wir sehen, wurden bisher also 51% des Gesamtvolumens des NPO Fonds abgerufen. Zu Bedenken ist, dass im vergangen Jahr der Kulturbereich etwa 4 Monate von einem totalen Lockdown sowie 4 Monate von anfangs starken bis später schwächeren Einschränkungen betroffen war. Im heurigen Jahr umfasste der totale Lockdown 4,5 Monate sowie 1,5 Monate mit schwächeren Einschränkungen. Angesichts der steigenden Inzidenzzahlen fordert die KUPF OÖ, den NPO Fonds auch für das zweite Halbjahr 2021 zu verlängern. Eine weitere Budgetmittel des NPO Fonds durch die Bundesregierung könnte also nötig sein.

Welcher Sektor hat wie viel bekommen?

Wie oben erwähnt hat der NPO Fonds eine breite Zielgruppe, die auch durchaus heterogen ist. Während der Lockdown für einen Kulturverein einen totalen Verlust der normalerweise erwirtschafteten Eigeneinnahmen darstellte, war der Einnahmenverlust beispielsweise für einen kleinen Sportverein deutlich niedriger. Und während es wohl mehr Kulturorganisationen gibt als Sozialbetriebe sind zweitere in der Regel deutlich größer. Gleichzeitig haben Eigenheiten des NPO Fonds auch zur Folge, dass durch die Förderung bestimmter Kostenarten manche Vereine eine höhere Förderung bekommen konnten als andere.

All das spiegelt sich in den teils starken Abweichungen sowohl der Ausschüttungssummen als auch der durchschnittlichen Förderungen, wie folgende Grafik zeigt:

Die vorher angesprochenen Unterschiede zeigen sich hier deutlich. Während beispielsweise sowohl der Sportsektor als auch der Bereich „Gesundheit, Pflege, Soziales“ in Summe etwa 98 Mio € zugesagt bekommen haben, unterscheidet sich die durchschnittliche Zusage um den Faktor 1:4,5.

In der folgenden Tabelle stellen die Zahl der bereits zugesagten Anträge mit ihren relativen Anteilen dar:

SektorAnträgeProzent der AnträgeAnteil des FördervolumensPerformance
Feuerwehren4.43513,10 %5 %-65 %
Kunst und Kultur6.22018,37 %14 %-25 %
Religion und kirchliche Zwecke4.56313,48 %14 %+7 %
Sport10.43230,82 %20 %-34 %
Weiterbildung, Wissenschaft, Bildung1.5634,62 %15 %+217 %
Gesundheit, Pflege, Soziales1.9285,70 %19 %+238 %
Sonstiges4.71213,92 %13 %-6 %
Gesamt33.853100%100%

Achtung: Da der Fonds drei Antragsphasen hat, ist diese Zahl der Anträge nicht gleichbedeutend mit der Anzahl der unterstützten Organisationen, da viele eben auch mehrere Anträge stellen konnten/mussten. Eine Aufschlüsselung der Zahl der AntragsstellerInnen pro Sektor liegt uns aktuell leider nicht vor.

Aus dem Kunst- und Kulturbereich stammen österreichweit also 6.220 Anträge. Während das 18% aller Anträge darstellt, gingen nur 14% der zugesagten Mittel in diesen Sektor. Am anderen Ende liegen die Bereiche „Weiterbildung, Wissenschaft und Bildung“ (4,6% der Anträge, 15% der Mittel) und der Bereich „Gesundheit, Pflege und Soziales“ (5,7% der Anträge, 19% der Mittel). Dies relative over- und underperforming ist damit ein Indiz für die strukturellen Größenunterschiede innerhalb der verschiedenen NGO Sektoren in Österreich, allerdings natürlich mit der Einschränkung des eher willkürlichen Datensamples.

Wie viel Geld ging in welches Bundesland?

Spannend ist auch die Aufteilung nach den Bundesländern, die wir wie folgt visualisiert haben:

Auch hier sind starke strukturelle Unterschiede sichtbar, die wir anhand des Bevölkerungsschlüssels gut mit einem Over- und Underperforming bewerten können.

Oberösterreich ist das einzige Bundesland, das im Vergleich zum Bevölkerungsanteil sowohl einen höheren Anteil der Anträge als auch der ausgeschütteten Summe vorweisen kann. Die anderen Bundesländer teilen sich in zwei Gruppen: Die Steiermark, Kärnten, das Burgenland, Niederösterreich und Tirol hatten relativ gesehen zwar einen höheren Anteil der Anträge gestellt, konnten aber nur weniger Mittel abholen, als der Bevölkerungsanteil ausmacht. Das andere Extrem sind die drei Bundesländer Vorarlberg, Salzburg und Wien, die relativ gesehen zwar weniger Anträge aber eine höhere Ausschüttung hatten. Der klare Ausreißer in dieser Analyse ist das Bundesland Wien, das mit nur 11% der Anträge 32% des gesamten Fördervolumens des NPO Fonds erhielt.

Wie viel hat der Kulturbereich in Oberösterreich vom NPO Fonds profitiert?

Die KUPF OÖ hat den NPO Fonds intensiv bei ihren Mitgliedern beworben, mehrere Webinare veranstaltet und dutzende Einzelberatungen vorgenommen. Die Arbeit dürfte sich ausgezahlt haben: Der oberösterreichische Kunst- und Kulturbereich Sektor hat in Summe 1.235 Anträge gestellt. Damit kam österreichweit fast jeder fünfte Antrag aus dem Kulturbereich aus Oberösterreich. Dem stehen 7,7 Mio an Förderzusagen gegenüber, was etwa ein Neuntel der Gesamtförderung des Kunst- und Kulturbereichs ausmacht. Auch hier zeigt sich der strukturelle Unterschied der Bundesländer deutlich, aber auch das dramatische Sinken der Kulturförderung von mehr als 50% in den letzten 20 Jahren macht sich bemerkbar.

Wie viele Anträge von Mitgliedern der KUPF OÖ stammen, ist leider nicht bekannt, wir gehen aber davon aus, dass eine Summe von etwa 3-3,5 Mio € an unsere Mitglieder ausgeschüttet wurde. Damit hat sich der NPO Fonds eindeutig als das wichtigste Hilfsinstrument zur Sicherung der oberösterreichischen Kulturinitiativen erwiesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.