Leistungsanalyse Stadtwache Linz: 130€ für einmal den Weg zum nächsten Klo zeigen

Nach dem ersten Jahr Stadtwache, auch euphemistisch Ordnungsdienst genannt, zieht die Stadt Linz stolz Bilanz: 7.678 dokumentierte Vorgänge! Das klingt doch auf den ersten Blick nach was, aber sehen wir uns das mal im Detail an:

Im Schnitt steht die Leistungsbilanz bei 21 Vorgängen pro Tag – wohlgemerkt ingesamt für alle 18 Bedienstete. Also 1,16 Vorgänge pro Tag pro StadtwächterIn. Anders ausgedrückt: Ein typischer, kompletter Tag der 18 Bediensteten der Linzer Stadtwache sieht so aus:

9 StadtwächterInnen geben jeweils einer Person die Auskunft, wo das nächste öffentliche Klo ist.

5 StadtwächterInnen bitten eine/n HundebesitzerIn, ihr Tier an die Leine zu nehmen.

3 StadtwächterInnen rufen die LinzAG an und melden, dass sie Müll auf der Straße gefunden haben.

1 StadtwächterIn vertreibt eine/n BettlerIn oder eine/n StraßenmusikerIn, überwacht den Anstand und die öffentliche Ordnung und den Jugendschutz.

Den ganzen Tag spazieren gehen und einmal Auskunft geben, das ist polemisch gesagt der statistische Durchschnittstag eines/einer MitarbeiterIn des Linzer Ordnungsdienst. Da mutet es ja fast ironisch an, dass jene Parteien, die die Stadtwache am stärksten unterstützen, so gerne mit der Leistungsgesellschaft hausieren gehen. Aber damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich fordere nicht, dass die Stadtwache öfter eingreifen soll, ich möchte im Gegenteil Argumente für die sofortige Auflösung aufzeigen.

Nun, wer denn jetzt in Linz spazieren geht und Auskunft gibt, das könnte mir ja relativ egal sein, würde die Stadtwache nicht aus öffentlicher Hand finanziert. Mit 18 MitarbeiterInnen hatte die Stadtwache ein Budget von 1.000.000,00 €, nach der erfolgten Aufstockung wird mit Kosten von 1.500.000,00 € gerechnet. Sehen wir uns also die Kostenanalyse des ersten Jahres an:

Wir sehen also, die Stadt Linz hat letztes Jahr 450.000 € investiert um mobile Infopunkte zu bezahlen – circa so viel, wie das ganze Theater Phoenix an Jahressubvention bekommt. Weitere 300.000 € wurden in Vorgänge im Zusammenhang mit Hunden investiert – drei mal so viel wie die Linzer Stadtwerkstatt an Subventionen erhält. 170.000 € um die Müllabfuhr anzurufen – damit könnte man die Subvention des Crossing Europe Filmfestivals vervierfachen. Ganze 40.000 € um das Bettelverbot durchzusetzen – hier wird also Geld investiert um arme Menschen zu vertreiben, statt ihnen mit diesem Geld zu helfen. 17.000 € kostet die Bekämpfung illegaler Straßenmusik – circa so viel wie letztes Jahr für zwei Kunstprojekte als Förderung zuerst zu, und dann auf Druck der FPÖ wieder abgesagt wurde.

Und rechnet man sich nun aus, wie viel also ein Einsatz der Stadtwache kostet kommt man auf den stolzen Preis von 130 €.

Die Linzer Stadtwache ist nicht nur ein Angstinstrument der ÖVP und FPÖ, die damit ihre verfehlte Sicherheitspolitik durchsetzen möchte, sie ist auch eine riesen Geldverschwendung. Ich wiederhole daher meine Forderung: Die Stadtwache soll sofort aufgelöst werden, das freiwerdende Budget in den Sozial- und Kulturbereich fließen!

Die Zustimmung zur Stadtwache ist im Sinkflug – in Onlineumfragen fordern schon 73% die sofortige Auflösung! Und ihr, liebe LinzerInnen, habt es in der Hand, denn in der gerade gestarteten BürgerInnenbefragung der Stadt Linz wird auch eure Meinung zur Stadtwache abgefragt. Ich hoffe, dass euch diese Analyse geholfen hat, ein Bild von der Sinnhaftigkeit der Stadtwache zu machen. Mehr Informationen und Argumente zur Stadtwache findet ihr unter http://www.stadtwachelinz.at

LINZimPULS 2012 – Von Revolutionen, dem Scheitern und vielen mehr

Es gibt wenige vergleichbar transparente Fördermodelle wie das LINZimPULS Förderprogramm. Wer bei den monatlichen Treffen des Offenes Forum Freie Szene teilnimmt, konnte dort seinen/ihren eigenen Themenvorschlag einbringen, über die vierzehn Themenvorschläge gab es ein öffentlich einsehbares Voting. Daraus haben sich fünf besonders spannende Themen kristallisiert, über die nächste Woche am Donnerstag, dem 13.10. um 20:00 Uhr in der KAPU eine öffentliche Diskussion stattfinden wird. Fix dabei sind jene fünf, von denen die ursprünglichen Themenvorschläge kamen: Thomas Philipp, Michael ‚Lupo‘ Schweiger, Harald ‚Huckey‘ Renner, Wolfgang ‚Fadi‘ Dorninger und ich, moderieren wird Nicole Honeck. Also kommt hin und mischt euch ein! Im Anschluß an die Diskussion wird über die Kartell-Mailingliste zum Voting aufgerufen werden – wer sich als Freie Szene Mitglied sieht und in die Liste will, kann sich gerne bei mir melden.

FB-Event: http://www.facebook.com/event.php?eid=214816688584787

Folgende Vorschläge stehen zur Disposition:

  • „Zocken, Gamblen, Abziehen“ oder die gemeine Leicht(gläub)igkeit des (Neo-)Liberalismus (Michael ‚Lupo‘ Schweiger)
  • Widerstand (neu) erlernen: LastOftheLongLostLeftOvers (Harald ‚Huckey‘ Renner)
  • Schöner Scheitern (Thomas Philipp)
  • Kein Thema (Wolfgang ‚Fadi‘ Dorninger)
  • Empöret euch? (Thomas Diesenreiter)

Detailtexte zu allen fünf Vorschlägen findet ihr in diesem PDF, egomanerweise kopier ich hier nur meinen Text rein:

Empöret euch?

Ob arabischer Frühling, Occupy Wallstreet oder der Erfolg des gleichnamigen Buches des Franzosen Stephane Hessel: „Empöret euch!“ schallt es von allen Ecken der Welt! In Österreich schüttelt man darüber nur verwundert den Kopf, ist doch das Empören und Wirtshausgranteln seit ehedem ein Grundzug des österreichischen Charakters. Doch wenn die Empörung nur der Entladung des eigenen Frusts dient, also konsequenzenlos bleibt, so werden „die da oben“, um im Wirtshausjargon zu bleiben, weiter fest im Sattel sitzen. Folgerichtig fordert Stefan Haslinger in der aktuellen Ausgabe der KUPF-Zeitung: Empört euch nicht, sondern handelt!

Doch wie kann dieses Handeln aussehen? Was haben wir von den Revolutionen des heurigen Jahres gelernt – und lässt sich das überhaupt auf unser Land übertragen? Sind wir, im Sinne einer breiteren Masse, überhaupt schon revolutionsreif? Und wenn wir es nicht schaffen, zu 100.000en den Wiener Finanzdistrikt oder die Linzer Raiffeisenzentrale zu besetzen, wie kann unser Beitrag zum weltweiten Umbruch aussehen?

LINZimPULS 2012 ruft daher auf, Projekte und Ideen einzureichen, die die kollektive Empörung in konkretes Handeln übersetzen. Ob subversive Messen oder Handlungsanleitungen zum zivilen Ungehorsam, ob Aktionismus oder Haus-Besetzungen, ob Protesttafelmal- oder Hungerstreik-Workshops, es werden radikale, kreative, künstlerische, demokratische Ansätze für die Revolution im Kleinen und Großen gesucht. Raus aus den Denkfabriken, rauf auf die Straße! Raus aus den bequemen Kulturszenen, rein in die Öffentlichkeit!

Nachschau: Kartell TV Mitschnitt online

Wer die Sendung zum Thema „Noten mit Quoten“ letzte Woche verpasst hat, kann sie nun im Sendungsarchiv des freien Fernsehsenders DorfTV nachsehen:

http://dorftv.at/tags/kartell-tv

 

Die Diskussion war ingesamt spannend, auch wenn sie streckenweise zu sehr auf die Veranstaltung Linzfest und das Festival4020 zentriert war. Offen blieben viele Fragen, insbesondere wie die Stadt in ihrer Rolle als Veranstalterin, aber auch die Stadtwerkstatt, zukünftig mit dem Problem umgehen möchten. Denn ja, es stimmt, dass die Stadt in den meisten kulturellen Bereichen gendergerecht und vorbildlich handelt, allerdings entschuldigt dies auf keinen Fall die schlechteren Quoten im Bereich der Musik.

Und ja, es liegt auf der Hand, dass man, um die beschämenden Frauenquoten im Musikbereich zu verbessern, an mehreren Stellen ansetzen muss: In der Ausbildung, in der Vergabe der Orchester-Posten, bei der Förderung von EinzelmusikerInnen, bei den Labels und Verlagen, beim Booking, bei der Leitung der großen Musikveranstaltungshäuser, und und und.

Gerade bei letzterem ist Linz in Männerhand: Egal ob Posthof, Brucknerhaus, Stadtwerkstatt oder in der KAPU, Männer so weit das Auge reicht. Auch unter den vielen Einzelveranstaltern fällt mir leider keine einzige Bookerin ein (und ich hoffe, ich tue damit niemanden unrecht). Und dieses strukturelle Problem könnte die Stadt – und die freie Szene – sehr wohl angehen. Was meint ihr?

In 34 einfachen Schritten zum neuen Kulturentwicklungsplan

Die Stadt Linz möchte in den nächsten zwölf Monaten einen neuen Kulturentwicklungsplan erarbeiten, und das möglichst partizipativ. Für kulturpolitisch Aktive wie mich bedeutet das jede Menge Termine. Und damit keiner sagen kann, er hätte von nichts gewusst, hab ich versucht alle in einem Kalender zusammenzutragen:

Download als ICS-Datei.

Im Kalender sind folgende Termine eingetragen:

  • Die Workshops zur Entwicklung des neuen KEPs
  • Dazu die KEP-relevanten Diskussionsabende im Kepler Salon
  • Die Sitzungen des Stadtkulturbeirats Linz (nicht öffentlich!)
  • Die Sitzungen des Kulturausschusses des Linzer Gemeinderats (nicht öffentlich!)
  • Die Kartelltreffen (Offenes Forum freie Szene)

Was noch fehlt sind die Sitzungen der Steuerungsgruppe, da gibts aber schlicht noch keine Termine. Wird aber noch nachgereicht. In den Beschreibungen stehen alle relevanten Details drin. Ich werd versuchen ihn aktuell zu halten – wem ein Fehler auffällt, den bitte ich um einen Kommentar oder ein Mail.